Europäisch genormte Supermarkt-Tomaten, EU-zugelassen und ins Raster passend, schmecken zwischen Malta und Helsinki überall gleich. Positiv, könnte man meinen. Wäre da nicht dieser fade Geschmack, der irgendwo zwischen Kohlrabi und ausgelutschtem Wassereis anzusiedeln ist.
Doch es geht anders. Jeder, der einige Quadratmeter eigenes Gartenland zur Verfügung hat – bei vielen Sorten genügt ein Balkon – kann sich Jahr für Jahr von der schier unendlichen Vielfalt tausender Tomatensorten begeistern lassen. Ein Hochgenuss für Auge und Gaumen.
Nicht nur die Sorten sind faszinierend. Nein, auch die Geschichte und Geschichten rund um der Deutschen liebstes Gemüse verzaubern Tomatenfreunde immer wieder aufs Neue.
Neidisch blicken wir auf unsere Nachbarn, die ihre Tomaten liebevoll Paradeiser, Paradiesapfel oder Pomodoro nennen. Hier erkennen wir im Wort das, was diese Seite vermitteln will: die Leidenschaft zur Tomate.
Auch in unseren Breitengraden trug die Tomate früher den wohlklingenden Namen Liebesapfel.
Wohlklingend hin oder her. Diese Bezeichnung verdeutlicht auch den Argwohn, welcher dem Nachtschattengewächs einst entgegengebracht wurde. Tomaten galten als giftig. Sie standen im Verdacht, Liebeswahn auszulösen, sodass jungen Mädchen der Verzehr der erfrischenden Früchte untersagt wurde. Gar wurde gemutmaßt, ob es sich bei den Paradies- und Liebesäpfeln nicht um die Frucht der Erkenntnis handele, die den Rauswurf aus dem Paradies nach sich zog. So ist nicht verwunderlich, dass Tomaten anfänglich nur als Zierpflanzen angebaut wurden.
Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert grundsätzlich. Es sprach sich herum, dass die Italiener Tomaten verspeisten – und überlebten. Der Begriff Tomate wurde eingeführt, der auf den aztekischen Namen Tomatl zurückzuführen ist, und die Tomaten eroberten über Italien zunächst Süddeutschland, später auch den Norden.
Und heute verspeist jeder Deutsche im Schnitt 20,6 kg Tomaten pro Jahr.
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