Livingston’s Acme
Livingston’s Acme war die zweite kommerzielle Tomatensorte, die der bedeutende amerikanische Tomatenzüchter Alexander W. Livingston zur Marktreife brachte.
Er entdeckte nach Paragon in seinen Tomatenfeldern eine weitere Pflanze, die komplett aus der Reihe tanzte. Die Pflanze trug kleine, gleichmäßige, früh reifende Früchte von dunkelroter Farbe.
Die Früchte dieser Pflanze waren der Ausgangspunkt neuer Selektionsversuche mit dem Ziel, eine gleichmäßig runde, dunkelrote und sehr früh reifende Markttomate zu entwickeln.
1875 konnte Livingston schließlich seine neue Varietät vorstellen: The Acme Tomato.
Acme war die frühest reifende kommerzielle Tomate der damaligen Zeit.
Alexander W. Livingston beschreibt die Sorte in seinem Buch „Livingston and the Tomato“ als eine sehr zarte und feinfleischige Tomate von hell violetter Farbe. Die Tomate sei für den Hausgebrauch entwickelt worden, könne aber gut für alle üblichen Tomatenzwecke verwendet werden.
Livingston’s Acme – Die perfekte kommerzielle Tomate
In Händlerkreisen wurde Acme als Tomate mit einem ganz eigenen Charakter hochgelobt: Wunderschönes Aussehen. Kräftige, wuchsfreudige und ertragreiche Pflanzen bis zum Frost. Die Pflanzen entwickelten zahlreiche Rispen, deren Tomaten gleichzeitig und sehr früh reiften. Dazu waren die Früchte gut zu transportieren. Die Tomaten selbst waren von mittlerer Größe. Groß genug für jede Art der Verwendung. Eine perfekte, runde bis flachrunde Form, sehr glatt, von glänzender dunkelroter Farbe mit einem Hauch violett, köstlich im Geschmack, kein Grünkragen, wenig Samen, hervorragend geeignet zum Konservieren oder Frischverzehr. Die Sorte gedieh im Süden der Vereinigten Staaten genauso gut wie in den Nordstaaten
Allerdings wurde von manchen Seiten auch bemängelt, dass Acme sehr schnell faulen würde.
Verschollen?
Heute wird im Handel Acme-Saatgut angeboten. Ob es sich dabei tatsächlich um die von Alexander W. Livingston entwickelte Tomatensorte handelt, ist nicht gesichert.
Victory Seeds, ein amerikanisches Saatgutunternehmen, das sich auf die Wiederentdeckung verschollener Livingston-Sorten spezialisiert hat, ist jedenfalls noch immer auf der Suche nach der richtigen Acme.
Was den deutschen Markt betrifft, so sind wir uns relativ sicher, dass Livingston’s Acme um 1900 von mindestens zwei Saatguthändlern vertrieben wurde.
Livingston’s Acme in Deutschland
Der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist etwas angegliedert, das sich PGRDEU nennt und sich mit dem „Nationalen Inventar Pflanzengenetischer Ressourcen in Deutschland“ befasst. Klingt sehr sperrig, ist aber durchaus interessant.
So kann man bei PGRDEU historisch genutzte Gemüsesorten recherchieren und erfährt, dass die Tomatensorte Acme in 18 historischen Quellen erscheint: PGRDEU – Themenlisten – Historisch genutztes Gemüse – Abbildungen der Sortengruppe ‚Acme‘
Demnach listete das damals in Erfurt ansässige Saatgutunternehmen Ernst Benary bereits im Katalog 1881 eine Tomatensorte Acme, die als „neue amerikanische, glatt, violetfrüchtig, sehr fein“ beschrieben wurde: PGRDEU – Benary 1881
Im Saatgutverzeichnis des Jahres 1915 war Acme immer noch gelistet.
Ein weiterer Erfurter Samenhändler, der Acme nachweislich im Sortiment hatte, war Haage & Schmidt. Hier wurde die Sorte unter der Bezeichnung „Liebesapfel Acme“ geführt und als „fein, glatt;dunkelroth mit violettem Schein“ beschrieben.
Haage & Schmidt verkaufte die Sorte ab 1893 bis mindestens 1907.
Passend zu diesen beiden Erfurter Händlern ist die Tatsache, dass das Sortenamt Vieselbach/Thüringen zwei Saatgutproben von Acme-Tomaten an IPK Gatersleben gegeben hat, die dort unter den Nummern LYC 1333 und LYC 291 geführt werden.
LYC 1333 wurde von IPK Gatersleben näher beschrieben. Allerdings scheinen die Sortenmerkmale nicht identisch zu der originalen Livingston’s Acme.
Hinsichtlich LYC 291 liegen keine näheren Deskriptionen vor. Wir konnten nur noch herausfinden, dass die Sorte im Jahr 1952 IPK Gatersleben übergeben wurde:
„Lycopersicon esculentum provar. violaceum C. O. Lehmann, Der Züchter, Sonderheft 3: 45. 1955 [“1954”].—TYPE: Specimen prepared from plants cultivated in Gatersleben, Germany; “Sorte ‘Acme’ vom Sortenamt für Nutzpflanzen in Vieselbach 1952 erhalten. Sortiment Gatersleben Nr. 4023/53” (holotype: GAT; current accession number: LYC291).“
Vielleicht ist Acme ja doch nicht verschollen.
Unsere Anbaudokumentation zu LYC 291 finden Sie hier.
Unser Tomatenanbau 2017
Wir hatten in 2017 ebenfalls zwei Tomatenpflanzen namens Acme im Freiland unter Regendach.
Allein die Tatsache, dass unsere Pflanzen kartoffelblättriges Laub besitzen, dürfte sie bereits als echte Acme disqualifizieren. Wir tippen auf die Sorte Acme Pink.
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