Hellrote Fleischtomate Berner Rose

Berner Rose
Die Tomatensorte Berner Rose ist eine sehr beliebte Fleischtomate von hellroter Farbe. Sie ist im Handel auch unter den Bezeichnungen Berner Rosen und Rose de Berne bekannt.
Die Tomatenfrüchte bestechen durch einen hervorragenden, süß-würzigen Geschmack. Die Pflanzen sind sehr wüchsig und sollten konsequent ausgegeizt werden, damit sie nicht zu sehr wuchern. Sie erreichen problemlos eine Höhe von zwei Metern. Die Früchte besitzen eine weiche Haut und ein zartschmelzendes Fruchtfleisch. Ein Regenschutz ist empfehlenswert.
Waren’s die Schweizer?
Es dauerte sehr lange, die Geschichte dieser leckeren Tomatensorte zu erforschen.
Der naheliegendste Gedanke ist, dass sich der Sortenname Berner Rose auf die Farbe der Tomate (rosé = rosa, hellrot) bezieht und der Ursprung dieser Tomate in der schweizer Region Bern liegt.
Eine weitere Theorie besagt, die Tomate wäre nach der Apfelsorte Berner Rosen benannt, deren Früchte vollreif eine ähnlich rote Farbe wie die hier vorgestellten Tomaten besitzen.
Was wir bislang zuverlässig herausfinden konnten, ist, dass die Sorte Berner Rose in einigen internationalen Saatgutbanken eingelagert worden ist und stets mit Ursprungsland Schweiz gelistet wird. In mindestens zwei Fällen waren die Spender des Saatguts schweizer Unternehmen.
IPK Gatersleben und Haubensak

LYC 353 Berner Rosen
Die ältesten Daten hierzu konnten wir bei IPK Gatersleben finden. Das Institut erhielt im Jahre 1952 das Berner-Rose-Saatgut von der Baseler Samenhandlung F. Haubensak AG.
Ein Nachweis dafür, dass die Berner Rose tatsächlich eine historische Tomatensorte aus der Schweiz ist, lässt sich hieraus jedoch nicht ableiten.
Nach unseren Recherchen stammen die Vorfahren dieses schweizer Unternehmers aus dem baden-württembergischen Gönningen, welches als ehemaliges Samenhändlerdorf bekannt ist und sogar ein eigenes Samenhändlermuseum unterhält.
Die damaligen fahrenden Samenhändler waren in ganz Europa, manche gar in Amerika, unterwegs, um ihre Gemüse- und Blumensaaten zu verkaufen.
Viele von ihnen siedelten gleichsam verstreut und gründeteten stationäre Samenhandlungen.
So ließ sich ein Teil der Familie Haubensak in Basel nieder, um den Saatgutgeschäften nachzugehen.
Somit wäre ebenso denkbar, dass die Tomatensorte bereits im Familienbesitz der Haubensaks war und irgendwann unter dem Namen Berner Rose vermarktet wurde.
Leider haben wir keinen Zugriff auf die historischen Saatgutkataloge der Firma F. Haubensak Söhne AG, die vielleicht nähere Angaben zu neuen Produkten im Sortiment beinhalteten.
Die TU Berlin ist im Besitz eines Saatgutkataloges der Firma Haubensak aus dem Jahr 1951, der jedoch noch nicht eingescannt wurde. Eine Information über die dort gelisteten Tomatensorten wurde uns leider verwehrt. Aber wir hoffen, eines Tages den Katalog in den öffentlich zugänglichen Sammlungen zu finden.
Auch haben wir versucht, mit Personen und Firmen Kontakt aufzunehmen, die wir mit dem ehemaligen Saatgutunternehmen F. Haubensak Söhne AG in Verbindung bringen. Jedoch blieben all unsere Bemühungen ohne Reaktion.
Centre for Genetic Resources NL und Roggli

Berner Rose Genbank Niederlande
Das niederländische Pendant zu IPK Gatersleben hat ebenfalls Saatgut der Berner Rose archiviert. Dort ist als Züchter die Firma Roggli A.G., Hilterfingen – Bern, Switzerland, angegeben.
Roggli ist heutzutage mehr auf Blühpflanzen spezialisiert, hat jedoch die Fleischtomate Berner Rose im Sortiment.
Gerne hätten wir gewusst, ob und falls ja wann die Berner Rose im Unternehmen Roggli gezüchtet wurde.
Wir haben die jetzigen Eigentümer der Firma Roggli angeschrieben und unser Anliegen geschildert. Leider hat auch dieses Unternehmen nicht geantwortet.
Zwischenzeitlich wurde die Firma Roggli aufgelöst.
Des Rätsels Lösung
Ende Januar 2024 erhielten wir eine E-Mail von Michelle P., die bei ProSpecieRara Schweiz im Bereich der Wissensvermittlung beschäftigt ist und uns einen Scan eines Haubensak-Kataloges von 1913 übermittelte mit der Bitte um Saatgut der dort gelisteten Tomatensorte Magnum Bonum.
Ein Auszug aus einem Haubensak-Katalog. Sofort kamen unsere fruchtlosen Bemühungen in Sachen Berner Rose zurück ins Gedächtnis.
Wir kontaktierten Michelle und erläuterten unser Problem, keine öffentlich zugänglichen Scans von Haubensak-Katalogen zu finden, wir jedoch unbedingt wissen wollten, ob diese Firma die Tomatensorte Berner Rose gezüchtet hatte und in den passenden Jahrgangskatalogen Informationen hierzu zu finden sind.
Michelle hatte sich auch sofort bereit erklärt, in den ihr zur Verfügung stehenden Archiven nach Einträgen zur Berner Rose zu suchen.
Und tatsächlich hatte sie, zusammen mit ihrem Mann, bereits zwei Tage später des Rätsels Lösung gefunden.
Puh. Es waren die Schweizer!
Zunächst erreichte uns diese Mail von der lieben Michelle:
„Das Berner-Rose-Rätsel lässt mich nicht los. Gestern hat mich die Neugierde gepackt und ich habe mal ein paar Scans durchgeschaut, die ich von diversen alten Samenkatalogen bei uns im Büro gemacht hatte. Dabei habe ich tatsächlich zwei Einträge gefunden, einen im Katalog von Samen Mauser von 1950 und sogar noch einen älteren im Vatter-Katalog von 1946“, so Michelle in der E-Mail.
Trojahn’s Berner Rose
Und am 01.02.2024 kam bereits die nächste Mail mit dem Nachweis über den Züchter der Berner Rose:

Trojahn’s Berner Rose
„Du glaubst nicht, was gerade eben passiert ist. Ich habe mit meinem Mann über das Berner-Rosen-Thema gesprochen, als er mich auf die Seite „e-periodica“, ein online-Archiv mit digitalisierten Schweizer Zeitschriften, aufmerksam gemacht hat. Und als wir dort spaßeshalber den Begriff Berner Rose eingegeben haben, ist tatsächlich ein Handelsregistereintrag von 1946 erschienen. Offenbar hat ein gewisser Herr Werner Trojahn aus Bremgarten (BE) diese Sorte gezüchtet(siehe Anhang!!!). Im gleichen Jahr hat ja Samen Vatter die Sorte bereits angeboten. Und 1951 hat diese Firma dann die Sorte Berner Rose als Produktions- und Handelsmarke im Handelsregister aufgeführt (im Anhang). Irgendwie ist die Sorte also von Herrn Trojahn in den Besitz von Samen Vatter gelangt.“
Und F. Haubensak Söhne AG hatte die Berner Rose 1948 als Neuheit und Originalsaat im Sortiment.





Herzlichen Dank nochmals an Michelle P. für die Recherche und das Bildmaterial sowie die Erlaubnis, selbiges hier zu veröffentlichen.
Unsere Berner Rosen in 2019
In der Saison 2019 holen wir alles aus unserer Schatzkiste heraus, was wir an Saatgutquellen der Berner Rose besitzen. Nun ja. Was sich so vollmundig anhört, sind letztendlich nur fünf verschiedene Pflanzen der Berner Rose. Gespannt sind wir aber schon, ob sich unsere Händler als zuverlässig erweisen.
Konkret bauen wir folgende Berner-Rosen-Varianten an:
Originalsaat von magicgardenseeds aus 2013
Originalsaat von Bingenheimer Saatgut aus 2016
unverhütete Absaat aus unserem Anbau 2011, Quelle war Originalsaat von magicgardenseeds
Originalsaat von ProSpecieRara, erhalten 2017
Originalsaat von Gerhard Bohl aus 2015
Ausgesät wurden jeweils zwei Korn, die auch alle keimten. Sämtliche Pflanzen entwickeln normalblättriges Laub.





Bereits im Juni zeichnet sich ab, dass alle fünf Varianten wuchern und kräftige Geiztriebe ausbilden.
Wir werden weiter berichten.
Unsere Fotogalerie Berner Rose




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