Tomatenvirus nichts Neues
Es ist den Tomatenverrückten vielleicht ein Trost. Tomaten üben nicht nur in der heutigen Zeit Begeisterung und das Gefühl des Habenwollens aus. Diesen Virus gab es bereits im 19. Jahrhundert und bescherte uns eine wunderbar aromatische, fruchtig-süße, gelbe Fleischtomate: Livingston’s Golden Queen.
Wie alles begann
Alexander W. Livingston, bedeutender amerikanischer Tomatenzüchter des 19. Jahrhunderts, verkaufte das in seinem Unternehmen produzierte Saatgut neben den gängigen Vertriebswegen auch auf Märkten. Während eines solchen Markttreibens entdeckte er am Stand eines Kollegen eine gelbe Tomate, die ihn unglaublich faszinierte. Der Tomatenbesitzer bemerkte die Bewunderung Livingstons für diese Tomate und schenkte ihm eine Frucht. Alexander W. Livingston kultivierte die Sorte einige Jahre und nahm sie schließlich 1882 unter dem Namen Golden Queen in sein Sortiment.
So schaut’s aus
In seinem Buch „Livingston and the Tomato“ beschreibt er Golden Queen als erstklassige gelbe Sorte, deren Früchte groß, glatt und früh reifend sind. Größere, reife Tomaten sind am Blütenpol rot gefärbt. Die Früchte haben wenig Säure und eine ausgezeichnete Qualität. Livingston empfiehlt die Tomatensorte in Scheiben geschnitten zum Frischverzehr oder als Salat. Auch für die Konservierung ist die Sorte geeignet.
Unser Anbau 2018
Anfang 2018 erhielten wir zu unserer Freude Saatgut aller 21 verfügbaren Livingston-Sorten der Firma Victory Seeds Company. Von diesen Sorten wählten wir einige für die Saison 2018 aus. Darunter war die gelbe Fleischtomate Livingston’s Golden Queen, von welcher wir eine Pflanze vorgezogen und im Mai ins überdachte Gartenbeet gesetzt haben.
Erst einmal gekeimt entwickelte sich Golden Queen ausgesprochen gut und startete im Beet richtig durch. Allerdings hatte die Pflanze, ebenso wie ihre anderen Kollegen aus den USA, relativ früh mit der Blütenendfäule zu kämpfen.
Blütenendfäule ist keine Krankheit, sondern eine Unterversorgung mit Calcium innerhalb der Pflanze. Ein sehr anschauliches Video zu dem Problem findet man auf den Videokanal von SelfBio.
Obwohl Golden Queen spät keimte und ab 31. Mai 2018 blühte, konnten wir unsere erste Tomate bereits am 24. Juli 2018 probieren. Somit liegen zwischen Blüte und reifer Frucht 55 Tage, was für eine Fleischtomate von geschätzten 200 Gramm – gewogen haben wir sie in unserer Gier nicht – schier unglaublich ist.
Diese rasante Entwicklung ist sicherlich dem hochsommerlichen Wetter seit April geschuldet.
Doch genau dieses Wetter verdirbt uns auch etwas die Freude, denn die Hitze ließ bei nahezu allen Tomaensorten ab den 3. Rispen viele Blüten unbefruchtet abfallen.
Das mmh-Erlebnis
Um es vorwegzunehmen: Abgesehen von der Blütenendfäule scheint Golden Queen eine Sonnenanbeterin zu sein, die sich bei diesen schweißtreibenden Temperaturen pudelwohl fühlt.
Es kommt selten vor, dass eine neue Sorte gleich bei der ersten Verkostung ein „mmh wie lecker“ entlockt. Golden Queen aber hat genau das geschafft. Die erste Tomate punktete mit einem unglaublich ausgewogenen, fruchtig-süßen Tomatenaroma, das seinesgleichen sucht. Wahnsinn.
Nun ist es ja so, dass man eine Sorte mehrere Jahre anbauen muss, um sie zu kennen. Da es unwahrscheinlich ist, dass wir nächstes Jahr erneut solch ein heißes Trockenjahr erleben, kann Golden Queen in der nächsten Saison viel langweiliger schmecken.
Das wissen wir aber erst nach der Ernte in 2019. Wir werden berichten.
Unsere Fotogalerie Livingston’s Golden Queen
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