Tomate Jablonelistnyj
Manch treuer Leser mag sich erinnern: In der Tomatensaison 2015 hatten wir die gelbe Minifleischtomate Fablonelystyni angebaut und hier auf der Homepage vorgestellt. Wir wunderten uns über die vielen Namen, unter welchen diese Köstlichkeit kursiert.
Bei weiteren Recherchen sind wir auf die ukrainische Sorte Jablonelistnyj gestoßen, die bei IPK Gatersleben unter LYC 1233 gelistet ist und dort auch bestellt werden kann.
Jablonelistnyj, beschrieben als gelbe, flachrunde Cocktailtomate, schien den Bildern nach eine Minifleischtomate ähnlich der Sorte Fablonelystyni zu sein.
Also bestellten wir das Saatgut bei IPK Gatersleben und bauten in 2016 beide Sorten nebeneinander an, um diese zu vergleichen.
Anbau 2016
Während wir 2015 drei homogene Pflanzen der Fablonelystyni im Garten stehen hatten, schlug in 2016 trotz gleicher Saatgutpackung das deaflora-Phänomen (erstes Jahr top, zweites Jahr Flop) zu. Wir hatten zwei Pflanzen der Jablonelistnyj und eine Fablonelystyni gesetzt. Leider wuchsen an letztgenannter neben den erwünschten gelben Minifleischtomaten auch sehr viele hochrunde, zweikämmrige Cocktailtomaten. Da hatte sich wohl etwas eingekreuzt, was unseren gesamten Versuchsanbau ins Zwielicht setzt.
Dennoch möchten wir an dieser Stelle die beiden Tomatensorten miteinander vergleichen, denn das Jahr zuvor ist uns ebenfalls im Gedächtnis.
Sortenvergleich Jablonelistnyj und Fablonelistnyj
Sowohl Fablonelystyni als auch Jablonelistnyj keimten und wuchsen problemlos. Bereits im Jungpflanzenstadium ähnelten sich die Pflanzen sehr, Unterschiede in Wuchsform und Wuchsgeschwindigkeit konnten im Grunde nicht ausgemacht werden. Gleiches gilt für Blühzeiten, Fruchtansätze und Fruchtreife. Beide Tomatensorten wuchsen gesund und kapitulierten erst vor den beginnenden Nachtfrösten.
Ein paar kleine Unterschiede ließen sich dann doch ausmachen:
Die Blätter der Jablonelistnyj waren vielleicht etwas rundlicher.
Die fotografierten Blüten der Jablonelistnyj zeigten bei genauerer Betrachtung, dass der Griffel etwas länger schien als bei den Blüten der in 2016 angebauten Fablonelystyni, was wir als leicht erhöhtes Verkreuzungsrisiko werten.
Die unreifen Früchte der Jablonelistnyj hatten eine deutlich ausgeprägtere dunkelgrüne Schulterung.
Ob die passenden Fablonelystyni des Jahres 2015 diese Merkmale auch hatten, können wir leider nicht mehr sagen. Aussagekräftige Bilder hierüber haben wir nicht.
Unsere Tomate Jablonelistnyj lieferten viele gelbe, flachrunde Minifleischtomaten. Kein Massenertrag, aber respektabel bis zum Frost. Dies gilt für Fablonelystyni ebenso.
Fablonelystyni war aber, wie bereits erwähnt, hinsichtlich der Fruchtform nicht so zuverlässig wie im Jahr 2015. Zwar hatten wir Blütenrispen verhüllt, aber auf die Entnahme des Saatgutes verzichten wir dann doch lieber. Geht man jedoch von den „richtigen“ Früchten aus, so waren diese optisch und auch geschmacklich von den Tomätchen der Jablonelistnyj nicht zu unterscheiden. Einziger auffallender Unterschied war, dass das Fruchtfleisch der Fablonelystyni etwas weicher war.
Erwähnenswert finden wir, dass Fablonelystyni vom Hitzesommer 2015 anscheinend sehr angetan war. Die Früchte entwickelten einen kräftigen orangefarbenen Ton und eine ausgeprägte Süße. 2016 hingegen waren die Früchte gelb, sehr gut, aber weniger süß.
Identische Sorten?
Zur Frage, ob die beiden Sorten identisch sein könnten, möchten wir keine falschen Theorien in die Welt setzen. Aber großartige Unterschiede sind zwischen den beiden Minifleischtomaten nicht vorhanden.
Möglicherweise wurde die Sorte Jablonelistnyj falsch eingedeutscht. Gerade altdeutsche Handschriften lassen eine Verwechslung der Großbuchstaben “J” und “F” durchaus zu, wie nachfolgende Abbildung des Sortennamens Jablonelistnyj in altdeutscher Handschrift zeigt:
Noch deutlicher wird die Verwechslungsgefahr der Buchstaben J und F, wenn man sich die Frakturschrift anschaut, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts die in Deutschland am häufigsten verwendete Druckschrift war:
Ins Russische übersetzt
Für unsere mitteleuropäischen Ohren und Augen sind weder Jablonelistnyj noch Fablonelystyni Wörter, unter denen wir uns etwas vorstellen können. Der einzig wirkliche Unterschied, der hier zu erkennen ist, ist der Anfangsbuchstabe.
Russisch sprechende Menschen tun sich diesbezüglich leichter. Und so hat mir ein Tomatenfreund aus Moskau, an dieser Stelle ein herzlicher Gruß an Dich, lieber Alexander, erklärt, dass Jablonelistnyj mit Apfelbaumblättrige übersetzt werden kann. Das Wort Fablonelystyni hingegen hat keine Bedeutung.
Aber egal, ob Jablonelistnyj oder Fablonelystyni: Es sind tolle Tomaten, deren Anbau definitiv lohnt.
Ein paar Bilder
Categories: gelbe Tomaten Minifleischtomaten Stabtomaten
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